Back Down to Earth


[Buchrezension] Dark Destiny - Jennifer Benkau

Mein Sichtfeld reichte nur noch bis zum Ende meiner Arme. Alles andere versank in grauem Nichts und erinnerte mich an meine Albträume.
Jemand fasste mich am Arm. Sagte etwas. Unverständlich. Ich grinste die Gestalt an. Erkannte eine Frau. Und schloss die Augen. Ich spürte noch, wie ich zur Seite kippte und gegen einen Körper stieß, mehr bekam ich nicht mehr mit.

INHALT
Beim Chivvy der Percents, das Joys Chance zur Flucht sein sollte, wurde ihr geliebter Néel von ihrem eigenen Clan gefangen genommen - und gefoltert, was sie nicht verhindern konnte. Dann erfährt sie von seinem Tod, und sie weiß, dass sie nicht mehr bleiben kann, denn ihre Freunde sind nicht länger ihre Freunde. Sie macht sich auf die Suche nach Antworten auf die Fragen, die ihr keine Ruhe lassen wollen. Doch vor allem will sie noch immer nicht ihre Hoffnung auf Frieden aufgeben. Auf Frieden zwischen Menschen und Percents. Und auf Frieden in ihrem Herzen...

MEINE MEINUNG
"Dark Canopy" von Jennifer Benkau konnte letztes Jahr viele, viele Bücherfans begeistern, nun schließt die Autorin mit "Dark Destiny" direkt an die Geschehnisse aus Teil 1 an und zeigt uns wieder einmal, was für ein Schreibtalent sie besitzt. Es dauert nicht lang, und man fühlt sich Ich-Erzählerin Joy wieder genauso nahe, erlebt ihre Ängste mit und auch ihre Glücksmomente. Zwischenzeitlich wird dieser Schreibstil unterbrochen von Kapiteln aus der Sicht einer weiteren Person in der dritten Person, die auch deren Gefühle deutlich machen.

Die vergangenen Ereignisse haben Joy zu einer verzweifelten und gefährlich furchtlosen Frau gemacht, die um jeden Preis die Antworten auf ihre Fragen haben möchte. Noch immer kann sich der Leser perfekt mit ihrer starken, aber manchmal auch verletzlichen, Art identifizieren, auch wenn ihre Gedankengänge nun verständlicherweise noch etwas düsterer sind. Am meisten hat sich allerdings wohl Néel verändert: In gewisser Weise ist er gebrochen, was schon am Anfang schnell klar wird. Dennoch ist er ein Charakter, den man einfach lieben muss, weswegen man mehr als alles andere auf ein gutes Ende für ihn hofft.

Weitere altbekannte Charaktere lassen ebenfalls nicht lange auf sich warten, und besonders das Wiedersehen mit Joys ehemaligem besten Freund Matthial ist eine Geduldsprobe. Er will alles richtig machen und tut dabei so viel Unrecht, dass es nur schwer zu ertragen ist. Figuren wie der frohe, hilfsbereite Graves oder der kleine Edison lockern das Geschehen auf, während die blinde, verbitterte Alex oder Matthials ängstlicher Bruder Josh eine frustrierende Grundstimmung verbreiten. Die Persönlichkeiten könnten unterschiedlicher nicht sein, werden dabei jedoch nie schwarz-weiß gezeichnet, sondern wirken  immer authentisch und glaubwürdig.

Anfangs mag "Dark Destiny" für diejenigen, bei denen Band 1 schon eine Weile her ist - wie bei mir - etwas verwirrend sein, da es sich nicht mit Erklärungen aufhält. Im Laufe der Handlung werden aber immer wieder Informationen eingestreut, die beim Verstehen helfen. Spannend ist das Werk von der ersten bis zur letzten Seite, denn nicht nur formiert sich der Widerstand der Rebellen gegen die Percents, auch muss Joy mit ihren eigenen Problemen und Ängsten fertig werden. Es passiert viel, aber es wird nie unübersichtlich, und die Autorin versteht es hervorragend, den Leser mitzureißen und ihm schließlich auch eine gut durchdachte Erklärung dafür zu liefern, wie es zur Herrschaft der Soldaten über die Menschen kommen konnte.

Dies hier ist jedenfalls ein Buch, bei dem man viele, sehr viele, ja, Unmengen Tränen vergießt - Tränen des Glücks, Tränen der Freude, Tränen des Verlustes und letztendlich auch Tränen darüber, dass es zu Ende ist; auch wenn es noch so passend und noch so wunderbar geschrieben sein mag. Machen wir uns nichts vor: Abschied ist schwer. Und besonders  schwer ist der Abschied von Joy, von Néel, von allen, die dazu gehören und von einer ganz besonderen Geschichte. Aber es ist gleichzeitig auch ein guter Abschied, denn er gibt Hoffnung, selbst wenn er auf die ein oder andere Weise traurig ist. Besser geht es eben einfach nicht.

FAZIT
Jennifer Benkau versteht es beinahe schon unverschämt gut, den Leser so mitzureißen und mitfühlen zu lassen, dass dieser nicht anders kann, als das ein oder andere Mal aus den verschiedensten Gründen in Tränen auszubrechen. "Dark Destiny" ist, genau wie der Vorgänger, unglaublich dramatisch, spannend, durchdacht und allgemein in allen Belangen perfekt. So müssen Dystopien sein! Von mir ganz klare 5 Punkte und eine unbedingte Empfehlung.


Titel: Dark Destiny
Originaltitel: -
Reihe: Dark Canopy
Autor: Jennifer Benkau
Übersetzer: -
Verlag: Script5
Seitenzahl: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3839001455

  7 Kommentare:

  1. Tolle Rezi, meine Liebe! Ich hab beim Lesen auch ganz viel geweint, es ist aber auch ein verdammt emotionales Thema! Und so gut geschrieben!

    P.S.: Aaaaw, Vorfreude auf die Blogtour wächst! :-)

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  2. Servus, Sonne.
    Ein Roman wie eine volle Breitseite in die Takelage. Die Reihe macht Eindruck, wie ich zu lesen bekomme.

    Meines Wissens das erste Buch, das die volle Fünf erhält - zumindest seit ich Deinen Blog besuche.

    bonté

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  3. Jetzt will ich das Buch UNBEDINGT lesen, vor allem nachdem der erste Teil ja so einen fiesen Cliffhanger hatte!

    Liebe Grüße,
    Maggi :)

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  4. @Lucy:
    Ich freue mich, dass wir beide einer Meinung sind - und obwohl man so viel weint dabei, ist es doch trotzdem absolut schön, oder? ;)
    Ich freue mich auch schon wahnsinnig!

    @RoM:
    Definitiv macht die Dilogie von Jennifer Benkau Eindruck - besonders die Blogger lieben sie :D
    Aber das ist nicht die erste volle Punktzahl, die ich vergebe - es kommt nicht häufig vor, aber durchaus ;) Dieses Jahr bisher 3x und einmal kommt diesen Monat noch die Höchstbewertung ;)

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  5. @ Sonne: Hmhm, schön ist vielleicht nicht gerade das passendste Wort für dieses Leseerlebnis. Es hat seine sehr schönen Momente, ja, aber ich würde es eher als aufwühlend und schrecklich emotional beschreiben. Man leidet so doll mit den Charakteren ( und vor allem mit beiden Seiten!) und das Ende ist zwar mMn äußerst passend, aber trotzdem habe ich auch da einige Tränen vergießen müssen.
    Absolut genial diese dystopische Dilogie!

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  6. "Dark Destiny" ist wirklich wieder sehr eindrücklich . . . auf der einen Seite finde ich es immer schön, eine "Reihe" abschliessen zu können, auf der anderen Seite muss ich gerade in diesem Fall auch sagen, dass ich es schade finde, dass es zu Ende ist . . . aber nicht, weil ich das Ende blöd fand, nein, weil ich die Story, den Schreibstil so geliebt habe. Ich finde es super, dass Jennifer Benkau nicht auf ein 0815-Ende aus war.

    lG Favola

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  7. @Lucy:
    "Schön" meinte ich hier absolut nicht im Sinne von "zuckerwattig-schön" sondern eher im Sinne von wunderbar geschrieben schön, passend schön, durchdacht schön. War vielleicht nicht ganz das richtige Wort ;)
    Besser als du hätte ich das aber jetzt auch nicht sagen können :D

    @Favola:
    Ich würde ja sagen, dass wir uns an dieser Stelle absolut einig sind. Jennifer Benkau ist mit ihrer Reihe definitiv etwas ganz besonderes gelungen, bei dessen Ende man traurig ist, auch wenn es noch so perfekt sein mag ;)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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